diprotec-Mitgeschäftsführer Benjamin Janssen im Interview: Ruhrwerk unterstützen? Wenn nicht wir, wer sonst?

An der Spitze des 2019 ausgegründeten IT-Systemhauses diprotec in Herne stehen zwei junge Familienväter – Expansion von neun auf 24 Mitarbeitende – Ab September Umzug auf 800 qm im neuen Kaiserquartier.

„Herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt!“ Als sich Benjamin Janssen, geschäftsführender Gesellschafter des IT-Systemhauses diprotec in Herne, mit den Ruhrwerk-Vorständen Cordula Klinger-Bischof und Cornelia Lengert-Scholz an einem Montagmorgen zum Interview traf, stand sein Handy nicht still. Kunden und Freunde gratulierten dem leicht übernächtigten, aber überglücklichen Fan des VfL Bochum per WhatsApp zum Sieg seiner Lieblingskicker in einem Elfmeter-Krimi. Eine Tasse Kaffee brachte den jungen Firmenchef schnell wieder auf Ballhöhe: „Ich bin eben ein echter Bochumer Junge.“

Ruhrwerk: diprotec meets Ruhrwerk – wie kam der Kontakt zustande?
Benjamin Janssen: Norbert Assen, damals Vorstandsvorsitzender der ISAP AG und seit den Anfangstagen ein Ruhrwerk-Sponsor, hat die diprotec mit dem Verein in Verbindung gebracht. Stets hat er sehr positiv über die Ruhrwerk-Arbeit gesprochen. Als ich erfuhr, was Ruhrwerk macht und wie professionell der Verein seine Projekte abwickelt, habe ich keine Sekunde gebraucht, um zu entscheiden, dass wir Ruhrwerk unterstützen wollen – jetzt und in Zukunft. Mein Partner Tim Wieczorek, der zweite geschäftsführende Gesellschafter der diprotec, sieht es auch so. Wir sind zwei junge Familienväter, wir haben beide zwei Kinder im Vorschulalter. Wer soll eine solche Arbeit unterstützen, wenn nicht wir?

Ruhrwerk: Was verbindet Sie mit Ruhrwerk?
Benjamin Janssen: Tim und mir ist es ein großes Anliegen, den Nachwuchs in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Kinder sind unsere Zukunft – im Ruhrgebiet und in unserem Unternehmen. Deshalb sind uns die Ruhrwerk-Themen Bildung und Förderung zentrale Anliegen. Es erfüllt uns mit Demut, dass wir die Möglichkeit haben, für unsere Kinder ein optimales Umfeld zu schaffen. Wir wissen nämlich, dass leider nicht alle Kinder in einer be-hüteten, förderlichen Umgebung aufwachsen können. Das bringt für uns die Verpflichtung mit sich, Projekte für Kinder, bei denen es nicht gut läuft, zu unterstützen. Was mich besonders beeindruckt, ist das zu 100 Prozent ehrenamtliche Engagement bei Ruhrwerk. So ein Verein funktioniert doch nur, wenn Menschen bereit sind, ihre Freizeit zu opfern, den Extrameter zu gehen und ihr Herzblut in die Sache zu stecken. Bei Ruhrwerk steckt überall Herzblut: in den Projekten, in der Gala, in der Kommunikation. Das ist nicht selbstverständlich. Leider ist es mir momentan nicht möglich, dem Verein meine Zeit zu schenken. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir auf andere Weise hilfreich sein können – als Sponsor, durch Spenden oder durch technische Unterstützung.

Ruhrwerk: Die Brücke zu Ruhrwerk baute die ISAP AG in Herne, einer der weltweit größten Reseller für Softwareprodukte. Bis vor wenigen Jahren kannte man die diprotec als Abteilung der ISAP. 2019 hat sich vieles geändert. Wie kam es zum Change?
Benjamin Janssen: Die Geburtsstunde der diprotec war der 1.1.2019. Zuvor waren wir eine Abteilung der ISAP AG. Unser Leistungsportfolio – IT-Services für kleine und mittlere Unternehmen in und um Herne – wurde nicht wirklich sichtbar. Deshalb wurde der Bereich mit allen Laufzeit- und Partnerverträgen als neue, von der ISAP unabhängige Gesellschaft ausgegliedert. Mit neun Mitarbeitenden gingen wir an den Start – zunächst in den Räumen der ISAP. Im September 2024 werden wir ins neue Kaiserquartier umziehen. Dass diese Entscheidung richtig war, zeigte sich im Frühjahr 2024, als die Anteilseigner der ISAP AG ihre Anteile an die international tätige Mait Gruppe verkauften. Die diprotec war nicht Teil des Verkaufs, so dass wir weiterhin als komplett unabhängiges Unternehmen am Markt agieren können.

Ruhrwerk: Wie sieht das Portfolio der diprotec aus? Wer sind die Kunden?
Benjamin Janssen: Der Name diprotec ist Kurzwort oder Akronym, das sich aus den Anfangsbuchstaben der Worte Digital, Professionell und Technologie zusammensetzt. Er steht für ,digitale, professionelle Technologie‘. Wir verstehen uns als lokales IT-Systemhaus für kleine und mittlere Unter-nehmen, zum Beispiel Einzelhändler, Rechtsanwälte, Arztpraxen oder Journalistenbüros. Die meisten unserer Kunden kommen durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns. In einem Radius von 20 Kilometern um Herne herum sind etwa 90 Prozent unserer Kunden ansässig. Die räumliche Nähe ermöglicht es uns, schnell vor Ort zu sein, wenn es irgendwo brennt. Was die Kunden schätzen, das ist eben dieser Pragmatismus, unsere Lösungsorientierung und unsere Anpacker-Mentalität. Wir kommen, um Probleme zu lösen – auch ohne ellenlange Tickets oder Hotline-Spiralen. Damit versuchen wir, uns deutlich von unseren teilweise deutlich größeren Mitbewerbern abzuheben. Kunden sind bei uns keine Nummern, sondern Persönlichkeiten, die wir regelmäßig besuchen, auch wenn keine geschäftlichen Entscheidungen anstehen. Umfragen belegen eine hohe Kundenzufriedenheit.

Ruhrwerk: Wie hat sich die diprotec seit 2019 entwickelt?
Benjamin Janssen: Nach der Ausgründung hat sich der Bekanntheitsgrad der diprotec langsam, aber stetig erhöht. Wir haben mit vielen kleinen und mittleren Kunden begonnen. Ihre Zufriedenheit hat sich herumgesprochen. Das hat größere Unternehmen auf uns aufmerksam gemacht, die sich mit komplexeren Projekten an uns gewandt haben, zum Beispiel Reifen Stiebling oder die Baumaschinen Rhein Ruhr, kurz BRR. Parallel haben wir auch als Arbeitgeber deutlich an Attraktivität gewonnen. Allein im vergangenen halben Jahr haben wir sieben neue Mitarbeitende eingestellt, Tendenz weiter steigend. Mittlerweile zählen wir 24 Mitarbeitende. Die Räumlichkeiten im Kaiserquartier wurden noch vor dem Einzug zu klein. Die ursprünglich angemieteten 370 Quadratmeter haben wir bereits auf rund 800 Quadratmeter aufgestockt.

Ruhrwerk: Wie wichtig ist Expansion für das Unternehmen?
Benjamin Janssen: Expansion ist in unserer Branche existenziell, denn der IT-Sektor kon-solidiert sich gerade wie kaum ein zweiter. 2018 gab es in Deutschland noch 24.000 IT-Dienstleister, aktuell sind es noch 18.000. Die guten kleinen Firmen werden aufgekauft, die großen Firmen schließen sich zusammen. Wenn es gelingen soll, die diprotec als eigenstän-diges Unternehmen erfolgreich am Markt zu halten und auszubauen, brauchen wir eine gewisse Größe. Zudem hat sich unsere Arbeitsweise fundamental verändert. Früher waren wir Feuerwehrleute, die im Notfall schnellstmöglich löschen mussten. Heute zählt Exzellenz im „managed service providing“. Das heißt: Wir überwachen die IT-Architektur des Kunden so, dass möglichst kein Feuerwehreinsatz erforderlich wird. Ein einfaches Beispiel: Früher erreichte die Festplatte eines Kunden einen Füllstand100 Prozent, dann konnte niemand mehr speichern und arbeiten. Heute überwachen wir proaktiv die Füllstände der Festplatten. Sobald 80 Prozent Füllstand erreicht wird, geht bei uns ein Warnlicht an. Dann wissen wir, dass zeitnah aufgeräumt, gelöscht oder erweitert werden muss. Störfälle und teure Produktivitätsausfälle werden so gut wie möglich vermieden, Feuerwehreinsätze gehören zunehmend der Vergangenheit an. Der Einsatz von Automatisierungen und künstlicher Intelligenz hilft bei der Erledigung dieser Aufgaben. Hinzu kommt, dass wir durch den Aufbau des Bereichs Software-Entwicklung in der Lage sind, den Kunden integrierte Lösungen für die komplette Hard- und Software anzubieten. Auf diese Weise stehen wir den Kunden als alleiniger Ansprechpartner für alle Fragen rund um die IT zur Verfügung. Das schätzen die Kunden sehr. Die Komplexität all dieser Services erfordert eine gewisse Unternehmensgröße. Wir können deshalb jetzt schon vermuten, dass die klassischen IT-Unternehmen mit einem oder zwei Mitarbeitenden in fünf Jahren in der heutigen Form nicht mehr am Markt existent sein werden.

Ruhrwerk: Innovation braucht gut ausgebildetes Personal und fähigen Nachwuchs. Wie sieht es damit aus?
Benjamin Janssen: Was bei uns zählt, ist Teamgeist und eine enge Verbundenheit zur Region. Tim und ich sind Bochumer Jungs durch und durch. Das prägt unseren Führungsstil. Unsere Unternehmenskultur zeichnet sich aus durch flache Hierarchien und ein freundschaftliches Miteinander. Unsere Türen stehen immer offen, wir sind im Unternehmen ständig präsent. Der IT-Markt ist hart umkämpft. Deshalb sehen wir Ausbildung und Nach-wuchsförderung als zentrale Wachstumsfaktoren für uns. Aktuell befinden sich fünf Perso-nen in Ausbildung. Bei der Stellenbesetzung schauen wir nicht zu allererst auf die Zeugnisnoten. Viel wichtiger sind die Erfahrungen, die wir machen, wenn die Bewerberinnen und Bewerber einen oder zwei Tage zur Probe bei uns arbeiten. Wir sind stolz darauf, dass mehr als jeder zweite Mitarbeitende nach der Ausbildung bei uns geblieben ist. Mittlerweile besteht unser Team mehrheitlich aus eigenen ehemaligen Auszubildenden. Unser Ziel ist es, den Anteil der Mitarbeiterinnen zu erhöhen, derzeit sind von 24 Personen zwei weiblich. Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind bei uns sehr willkommen. Wir sind ein weltoffenes Unternehmen und schätzen die Vielfalt. Vor einigen Monaten erst haben wir einen neuen Mitarbeiter aus Syrien für unser Unternehmen gewinnen können. Er hat seine Deutschkenntnisse in kürzester Zeit so sehr verbessert, dass er mittlerweile erfolgreich an der Hotline Dienst tut. Das ist wirklich ein echter Glücksgriff!

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