Die Website ist das Aushängeschild jeder Organisation. Das gilt für Unternehmen, Verbände, Kommunen und auch für Vereine. Dirk Mathienz, Gründer der Herner Kommunikationsagentur Mediabees, weiß, welchen Schaden unprofessionelle Webseiten anrichten können. Umso mehr schätzt er die Arbeit des Vereins Ruhrwerk, dessen digitalen Auftritt er ehrenamtlich und kostenlos betreut. „Ruhrwerk macht in der Kommunikation alles richtig: echte Fotos, echte Menschen. Das überzeugt“, sagt der Webdesign-Experte. Im Gespräch mit den (von links) aktiven Ruhrwerk-Frauen Cordula Klinger-Bischof, Frauke Schewe und Kerstin Zulechner erläutert er, warum er sich persönlich für benachteiligte Kinder engagiert und Vereine auf ihren Websites in Zukunft Chatbots einsetzen sollten.
Ruhrwerk: Herr Mathienz, woran scheitern Ihrer Erfahrung nach viele Websites – egal ob von Unternehmen, Vereinen oder anderen Organisationen?
Dirk Mathienz: Das größte Problem ist schlechte mobile Optimierung. Viele behaupten, ihre Seite funktioniere auf dem Handy, aber dann schwimmt alles hin und her. Buttons sind nicht klickbar, Texte unleserlich. Fatal, weil die meisten Leute abends vorm Fernseher auf dem Smartphone surfen.
Welche typischen Fehler begegnen Ihnen immer wieder, wenn Sie Webseiten analysieren?
Diese uralten Begrüßungen: „Herzlich willkommen auf unserer Website“. Das schreit: 2010! Keiner googelt nach „herzlich willkommen“. Besucher entscheiden in drei Sekunden, ob eine Seite etwas für sie ist. Da muss sofort klar sein: wer seid ihr, was macht ihr.
Was gehört heute auf eine Startseite, damit sie Besucher überzeugt und zum Handeln bringt?
Eine klare Botschaft im ersten Satz, dann eine Handlungsaufforderung: „Jetzt spenden“, „Mehr erfahren“, „Helfen“. Kontaktdaten gehören nach oben. Und bitte: echte Fotos statt Stockbilder. Menschen wollen Menschen sehen, keine gekauften Lächelgesichter.
Sie arbeiten mit Künstlicher Intelligenz. Ersetzt das den Webdesigner?
Nein, KI ist ein Werkzeug. Ich lasse Kundengespräche protokollieren und bespreche mit ChatGPT Website-Strukturen. Die KI analysiert Mitbewerber und schlägt Inhalte vor. Aber sie weiß nicht, ob der Verein hauptsächlich junge oder ältere Zielgruppen anspricht.
Wer profitiert besonders von Ihrer Arbeit – wie setzt sich der Kundenstamm der Mediabees zusammen?
Die Mediabees sind breit aufgestellt und ein gefragter Ansprechpartner über die Region Herne hinaus. Zu unserem Kundenstamm gehören u.a. die Universität Bielefeld, die IHK Bochum und das Diakonische Werk, aber auch Handwerksbetriebe, Wohlfahrtsverbände, Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater und Pflegedienste vertrauen auf unsere Kompetenz. Gleichzeitig sind wir immer interessiert daran, uns in neue Geschäftsfelder und Branchen einzuarbeiten und gemeinsam mit unseren Kunden neue Wege zu gehen.
Wie passen Sie Ihre Leistungen an unterschiedliche Zielgruppen an?
Ob Unternehmen oder Vereine – wir bieten unseren Kunden ein Komplettpaket, das auf die jeweilige Zielgruppe maßgeschneidert ist: Hosting, Texte, Fotos, Suchmaschinenoptimierung, Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen. Bei sozialen Projekten achten wir auf einfache Sprache, damit auch Eltern mit wenig Bildung verstehen: Diese Leute können meinem Kind helfen.
Welche digitalen Trends sollten Organisationen jetzt im Blick haben?
KI-Chatbots gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie entlasten Unternehmen, indem sie zum Beispiel außerhalb der Geschäftszeiten auf der Webseite Standardfragen beantworten. Auf diese Weise erhöhen diese Systeme Servicegeschwindigkeit und Conversions-Chancen. Aber auch für Vereine bieten Chatbots Mehrwert. Stell dir vor: Ein Spender fragt nachts um zwei Uhr: „Wie kann ich helfen?“ Der Bot antwortet sofort mit allen Spendenoptionen. Wir entwickeln gerade solche individuell trainierten Systeme.
Ihre drei wichtigsten Sofort-Tipps, um die Wirkung einer Website zu steigern?
Erstens: Weg mit „Herzlich willkommen“ – sofort zeigen, wofür man steht. Zweitens: „Google My Business“ pflegen, auf Bewertungen antworten. Drittens: Die Website wirklich auf dem Handy testen, nicht nur so tun als ob.
Haben Sie einen Bonus-Tipp für alle, die ihre Website rechtlich aktuell halten wollen?
Sie sollten dringend prüfen, ob im Impressum, in Cookie-Bannern und Datenschutzinformationen noch die alten Rechtsgrundlagen („TMG“ oder „TTDSG“) stehen. Diese wurden in Deutschland durch „DDG“ bzw. „TDDDG“ ersetzt – eine veraltete Angabe kann sogar abmahnfähig sein.
Was hat Sie überzeugt, Ruhrwerk ehrenamtlich zu unterstützen?
Ruhrwerk macht in der Kommunikation alles richtig: keine Stockfotos, sondern Motive mit echten Menschen, dazu authentische Inhalte. Auf der Benefizgala war ich beeindruckt vom persönlichen Engagement des Teams. Der Verein ist regional verwurzelt, vertritt klare Werte. Die Projekte zeigen konkrete Wirkung für benachteiligte Kinder. Mit Kindern fängt doch alles an. Sie sind unsere Zukunft und müssen noch viel mehr gefördert werden. Wenn mein Unternehmen gut läuft, muss ich auch mal was zurückgeben. Ich plane übrigens, meine Firma in zehn Jahren an meine beiden jungen Mitarbeiter zu übergeben – kostenlos. Damit mein Lebenswerk in guten Händen ist. Genauso ist es mit Kindern: Wir müssen sie fördern, damit das, was wir aufgebaut haben, gut weitergeführt wird. Dafür ist jeder Cent gut investiert. Ich halte es wie Karl Lagerfeld: Man muss das Geld zum Fenster rausschmeißen, damit es zur Tür wieder reinkommt.