Reittherapie schenkt Kindern neues Selbstbewusstsein: Grundschullehrerin schreibt Dankesbrief

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Zu Weihnachten erreichte uns ein Dankesbrief von Anja Nowitzki. Die Grundschullehrerin an der Max-Wiethoff-Schule in Sodingen begleitet seit einigen Jahren ausgewählte Schülerinnen und Schüler zur Reittherapie auf dem Hof Große-Lahr. Die Reittherapie ist nur möglich, weil der Verein Ruhrwerk immer wieder Sponsoren findet, die sich finanziell an den Kosten für das pädagogische Reiten mit der Reittherapeutin Nadine Große-Lahr beteiligen. Ohne diese großartige Unterstützung wäre es nicht möglich, dieses wertvolle Angebot aufrecht zu erhalten. Deshalb beschreibt die Lehrerin Anja Nowitzki exemplarisch einige von vielen berührenden und mutmachenden Momenten,  die sie selbst mit den Kindern beim Reiten erleben durfte:

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Ruhrwerk, liebe Sponsoren,

es sind nur noch wenige Wochen bis zum Start der Weihnachtsferien. Unsere Kinder freuen sich riesig auf die verdienten Ferien. Jedoch sehen einige unserer Kinder den Ferien mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen: Die Kinder der Reit AG werden in dieser Zeit ihre neuen Freunde Paul, Myrthe, Frieda und Muck sehr vermissen. Dafür wird die Wiedersehensfreude im nächsten Jahr auf jeden Fall umso größer sein.

Die Kinder unserer Schule dürfen nun schon seit einigen Jahren den Hof Große-Lahr besuchen und dort vielfältige Erfahrungen sammeln, die sie in ihrer persönlichen Lern- aber auch Lebensentwicklung sehr unterstützen.

Die Schülerschaft unserer Schule ist bunt und spannend. Diversität ist bei uns schon seit Jahren kein leeres Wort, sondern wird mit Taten und viel Herz gelebt. Ein wichtiger Baustein bildet dabei auch die Reit AG.

Die unterschiedlichen Lern- und Lebensausgangslagen unserer Kinder machen es erforderlich, dass wir als Schule verschiedene Lernwege und Lernkanäle ansprechen, um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden.

Die Reit AG sorgt dafür, dass wir hiermit ein hilfreiches Instrument an die Hand bekommen haben, um den ganz unterschiedlichen Förderbedarfen Rechnung tragen zu können. Die Kinder profitieren höchst individuell von den Erlebnissen im Umgang mit den Pferden.

Einige Beispiele:

Durch die aktuelle geopolitische Lage sind viele Familien und Kinder dazu gezwungen (gewesen), ihre Heimat zu verlassen. Oftmals haben unsere Kinder traumatische Erlebnisse erleiden müssen. So hatten wir zwei Kinder (M. und K.), die in der Schule so gut wie nicht gesprochen haben, auch nicht in ihrer Herkunftssprache. Auch die Interaktion mit anderen Kindern fiel den beiden schwer. Der Umgang mit den Pferden wirkte hier schon nach kurzer Zeit als „Türöffner“: Auch wenn M. zunächst während des Reitens kaum mit mir sprach, so begann er den Pferden auf Arabisch etwas vorzusingen. Dieses Erlebnis war sehr berührend. Die Pferde vermittelten durch ihre Zuwendung ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Frei von sprachlichen Barrieren erfuhren die Kinder durch die Pferde unmittelbare Zuwendung und Akzeptanz. Die Sprache spielte im Umgang mit den Pferden einfach keine Rolle: Die Pferde verstanden sie auch auf Arabisch, Kurdisch oder Farsi. Nicht die Wortwahl war wichtig, sondern der respektvolle und liebevolle Umgang mit dem Pferd.  Durch die gemeinsame Interaktion (gemeinsames Putzen der Pferde) verlor M. dann immer mehr die Scheu zu sprechen und öffnete sich auch mir.

Auch das andere Kind öffnete sich zunehmend. Beide Kinder erzählten dann in der Schule zunehmend mehr von den Pferden. Es fiel ihnen nun leichter, mit anderen Kindern zu interagieren.

Ein anderes Kind (L.) zeigte sich in der Schule sehr schüchtern und in sich gekehrt. Das Selbstbewusstsein schien aufgrund diverser Lerneinschränkungen sehr gering ausgeprägt zu sein. Das Kind schien seinen Wert von den erbrachten Leistungen abhängig zu machen. Es hatte das Gefühl, nichts zu können. Beim Reiten erfuhr L. dann unmittelbare Zuneigung und Zuwendung von den Pferden. Es merkte, dass es „etwas konnte“ und war stolz auf die erlernten Kenntnisse im Umgang mit Pferden. Begeistert erzählte L. den anderen Kindern von seinen Erfahrungen. Nach einer Weile sagte es beim Reiten den Pferden die Einmaleinsreihen auf, um den Pferden „Mathematik beizubringen“. Die Angst, etwas Falsches zu sagen, schien hier nicht mehr da zu sein. L. konnte auch im Unterricht vom neuen Selbstbewusstsein profitieren.

Ein anderes Kind (N.) ist in seiner Wahrnehmung und Motorik eingeschränkt, woraus wiederum Lernschwierigkeiten entstanden. Durch das Reiten erfolgte eine sanfte Gymnastizierung. N. lernte zunehmend, seinen Körper auf dem Pferd auszubalancieren. Nebenbei stärkte das regelmäßige Reiten auch sein Selbstbewusstsein: er merkte, was er alles kann, und erfuhr somit Selbstwirksamkeit.

Die hier aufgeführten Beispiele stehen exemplarisch für eine Fülle von berührenden und mutmachenden Erlebnissen, die wir in den letzten Jahren mit unseren Kindern beim Reiten erleben durften.

Der Hof Große-Lahr ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für uns. Durch die engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Reitlehrerin Julia Große-Lahr haben bereits viele Kinder Selbstwirksamkeit erfahren dürfen.

Wir sind dankbar und froh, dass das Ruhrwerk und Sie, liebe Sponsoren, uns in unserer Arbeit unterstützen. Anders könnten wir dieses wertvolle Angebot für unsere Kinder sonst nicht betreiben. Wir hoffen auch weiterhin, dass wir unsere Reit AG fortführen können. Falls Sie uns mal besuchen möchten, würden wir uns sehr freuen.

Wir wünschen Ihnen auf diesem Weg auch nun schon eine besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2024.

Mit besten Grüßen, Anja Nowitzki, Lehrerin der Max-Wiethoff-Schule, und natürlich alle Kinder

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