Küchenmeister: Seit 100 Jahren von Generation zu Generation – und trotzdem immer wieder neu

Ein Gespräch mit dem Schausteller Sebastian Küchenmeister über Familientradition, moderne Herausforderungen und seinen Herzenswunsch für Herner Kinder

Mitten auf der Cranger Kirmes, im eleganten Wohnwagen der Familie Küchenmeister, findet das Gespräch mit Sebastian Küchenmeister statt. Der 38-jährige Schausteller führt die über 100-jährige Familientradition in vierter Generation fort und hat vor acht Jahren mit dem Cranger Weihnachtszauber ein völlig neues Highlight für Herne geschaffen. Küchenmeisters Erfolgsgeschichte begann mit 16 Jahren am Torwandschießen-Stand, heute betreibt er mit seinem Cousin drei Riesenräder und das spektakuläre Fahrgeschäft „Konga“. Der gebürtige Dortmunder hat Crange zu seiner zweiten Heimat gemacht – hier trifft sich seit 60 Jahren die gesamte Schausteller-Familie Küchenmeister. Neben seinem erfolgreichen Geschäft engagiert sich Sebastian Küchenmeister intensiv für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Herne. Wenige Tage vor der Kirmes-Eröffnung begegnete die Ruhrwerk-Vorsitzende Cordula Klinger-Bischof einem bodenständigen Unternehmer, der seine Wurzeln nie vergessen hat zu einem Interview über Tradition, Innovation und soziale Verantwortung im Herzen des Ruhrgebiets.

Cordula Klinger-Bischof: Sebastian, wir sitzen hier in Ihrem Wohnwagen mitten auf der Cranger Kirmes. Wie fühlt es sich an, eine über 100-jährige Familientradition in vierter Generation fortzuführen?
Sebastian Küchenmeister: Für mich ist das pure Leidenschaft. Hier in Crange ist es spezieller als anderswo. Meine ganze Familie kommt seit knapp 60 Jahren hierher. Crange ist Heimat für uns, auch wenn ich gebürtig aus Dortmund komme. Wenn wir hier sind und die ganze Familie beisammen ist, ist das ein Gefühl wie Weihnachten.

Sie haben mit 16 Jahren mit einem Torwandschießen-Stand angefangen. Heute betreiben Sie große Fahrgeschäfte und den Cranger Weihnachtszauber. Was waren die entscheidenden Momente?
Sebastian Küchenmeister: Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, Plüschtiere einzukaufen und aufzuhängen. Mit 23 Jahren habe ich mir dann das Fahrgeschäft „Konga“ angeschafft – mit der KfW-Bürgschaftsbank, weil ich nicht wollte, dass meine Eltern für mich bürgen. Viele Schausteller haben mich damals belächelt und gesagt: „In einem Jahr ist er pleite.“ Das hat mich angespornt. Mit 23 Jahren hatte ich zwei Millionen Euro Schulden, heute habe ich drei Riesenräder, den Cranger Weihnachtszauber und einen Stammplatz auf dem Oktoberfest.

Auch der Cranger Weihnachtszauber war ein großes Wagnis. Was hat Sie dazu bewegt?
Sebastian Küchenmeister: Ich habe vor vielen Jahren den Berliner Wintertraum am Alexanderplatz besucht und dachte mir: Der Cranger Kirmesplatz liegt mitten im Herzen des Ruhrgebiets, 5 Millionen Menschen können uns in einer halben Stunde erreichen. Im Winter ist der Platz dunkel und trostlos – da könnte man doch genau so etwas hinbauen. 2016 habe ich den ersten Antrag gestellt, 2018 ging es los. Seitdem bin ich Schausteller und Marktveranstalter in einer Person, das ist nicht immer einfach. Wenn es nach mir geht, soll der Zauber in Herne noch möglichst lange so weiterbestehen. Mein Sohn Rocco ist heute 12 Jahre alt. Mein größter Traum ist, dass er den „Cranger Weihnachtszauber“ einmal weiterführt, wenn er 18 ist.

Die Gesellschaft verändert sich schnell, das Schaustellergewerbe muss sich anpassen. Welche Herausforderungen beschäftigen Sie heute am meisten?
Sebastian Küchenmeister: Aktuell sind es vor allem Terrorabwehr und Sicherheitsmaßnahmen, die uns in Atem halten. Wir haben 2024 einen kompletten Überwachungscontainer mit 40 Kameras und zusätzlichem Security-Personal ausgestattet. Das müssen wir alles selbst bezahlen. Die Sicherheitskosten beim Cranger Weihnachtszauber belaufen sich pro Jahr auf 250.000 Euro. 2025 kommen noch einmal 100.000 Euro dazu. Das sind Kosten, die wir Schausteller allein zu tragen haben. Dazu kommen Mitarbeiterprobleme. Auch für uns ist es schwer, Leute zu finden, die arbeiten möchten. In der Hochsaison benötigen wir bis zu 100 Mitarbeitende.

Wohin entwickelt sich das Schaustellergewerbe in den nächsten zehn Jahren?
Sebastian Küchenmeister: Wir Schausteller sind immer up to date und erfinden uns neu, wenn nötig. Man hat nach Corona gesehen: Es gab einen riesigen Nachholbedarf. Die Leute wollten raus, feiern, Spaß haben. Das wird so bleiben. Es gab Kirmes im Krieg, und es wird auch die nächsten Jahrzehnte Kirmes geben. Wenn die Zeiten schlecht sind, ist das Bedürfnis nach Unterhaltung ganz besonders groß.

Sie sind bekannt dafür, dass Sie sich in Herne vielfältig sozial engagieren. Wie sind Sie auf den Verein Ruhrwerk aufmerksam geworden?
Sebastian Küchenmeister: Wir haben uns bei einer Kirmes-Eröffnung kennengelernt, der Bürgermeister Kai Gera hat uns zusammengeführt. Danach kamen wir zum Thema Sponsoring ins Gespräch – und ich habe sofort gesagt: Großes Paket, bin ich dabei.

Warum unterstützen Sie Ruhrwerk?
Sebastian Küchenmeister: Genau wie mein Schausteller-Unternehmen ist auch Ruhrwerk eine Herzensangelegenheit, das spürt man sofort. Gerade wenn man ein Herner Unternehmen ist, ist es ein Muss, Kinder, denen es nicht so gut geht, in allen Bereichen zu unterstützen. Was das Ruhrwerk-Team auf die Beine stellt, ist große Klasse. Ich war jetzt zweimal Gast bei der Ruhrwerk-Gala – eine sehr angenehme Veranstaltung. Man lernt andere Unternehmer kennen, baut ein Netzwerk auf. Ich war rundum zufrieden. In diesem Jahr überschneidet sich die Ruhrwerk-Gala mit den Aufbau-Arbeiten für das Oktoberfest in München, wo ich nicht fehlen darf. Aber für die Gala komme ich extra mit dem Zug runtergefahren.

Sie fördern nicht nur Ruhrwerk, sondern auch andere Vereine. Warum ist Ihnen soziales Engagement so wichtig?
Sebastian Küchenmeister: Ich sehe unsere Stadt als eine Gemeinschaft. Den HEV, die Basketball-Mädels vom HTC, den Karneval, die Tafel oder Ruhrwerk – die dürfen alle mit ihren Wünschen zu mir kommen. Ich unterstütze sie finanziell, weil wir alle zusammengehören. Mit der Cranger Kirmes und dem Weihnachtszauber verdiene ich hier in Herne mein Geld, deshalb möchte ich auch etwas zurückgeben.

Zum Abschluss: Was möchten Sie anderen Unternehmern in Herne mit auf den Weg geben?
Sebastian Küchenmeister: Auf jeden Fall bei Ruhrwerk und anderen sozialen Initiativen mitmachen! Es ist wichtig, dass man sich für Herne sozial engagiert. Die Zeiten werden für viele Menschen schwieriger, nicht nur für Kinder. Deswegen ist es wichtig, dass Unternehmer zusammenhalten. Für mich persönlich kommt dabei so viel zurück. Ich fühle mich gut, wenn ich anderen Menschen helfen kann. Man muss ein großes Herz haben und darf nicht nur aufs Geld gucken. Wir sind schließlich eine Gemeinschaft – Herne steht zusammen.

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